Flutlicht

Lieblingssongs – 001

Diese neue Kategorie eröffne ich mit einem Lied, das mir seit gestern mal wieder nicht aus dem Kopf geht. Der Anlass ist ein trauriger, der überraschende Tod von Philip Seymour Hoffman. Das Lied ist „here comes the flood“ von Peter Gabriel, allerdings in der späteren Fassung:

Das ist auch die erste Fassung, die ich davon gehört habe, und vielleicht ist es deswegen immer die Erste, die ich im Ohr habe. Zum Vergleich: hier das Original. Was mich daran immer wieder neu begeistert ist, dass ich es nicht schaffe, es konzentriert bis zum Ende durchzuhören – jedes, aber auch jedes Mal schweifen meine Gedanken ab, und es trägt mich woanders hin, immer mal wieder schnappt mein Bewusstsein Textfragmente auf, die – aus welchem Grund auch immer – gerade etwas in mir auslösen. Und ist das nicht das Schönste, was man über ein Lied sagen kann? Dass es dem Musiker gelingt etwas für ihn wahrhaftig empfundenes in Worte und Melodien zu fassen, das von anderen nicht unbedingt inhaltlich verstanden werden muss, um einen doch tief zu berühren? Versucht euch doch mal an diesem Text, und seht ob es gelingt euch einen Reim darauf zu machen oder gar schlau aus ihm zu werden:

„Here Comes The Flood“

When the night shows
the signals grow on radios
All the strange things
they come and go, as early warnings
Stranded starfish have no place to hide
still waiting for the swollen Easter tide
There’s no point in direction we cannot
even choose a side.

I took the old track
the hollow shoulder, across the waters
On the tall cliffs
they were getting older, sons and daughters
The jaded underworld was riding high
Waves of steel hurled metal at the sky
and as the nail sunk in the cloud, the rain
was warm and soaked the crowd.

Lord, here comes the flood
We’ll say goodbye to flesh and blood
If again the seas are silent
in any still alive
It’ll be those who gave their island to survive
Drink up, dreamers, you’re running dry.

When the flood calls
You have no home, you have no walls
In the thunder crash
You’re a thousand minds, within a flash
Don’t be afraid to cry at what you see
The actors gone, there’s only you and me
And if we break before the dawn, they’ll
use up what we used to be.

Lord, here comes the flood
We’ll say goodbye to flesh and blood
If again the seas are silent
in any still alive
It’ll be those who gave their island to survive
Drink up, dreamers, you’re running dry.

Was will uns der Künstler damit sagen? Wenn man auf die Suche geht, dann stößt man schnell auf ein von Armando Gallo festgehaltenes Zitat, in dem es um Telepathie und Kurzwellen und dergleichen geht. Wenn man das im Einzelnen weiß, dann ergibt sogar der ganze Text einen Sinn, aber er verliert seinen ihm innewohnenden Zauber. Was heißt – verlieren tut er ihn nicht, jedenfalls bei mir nicht; zu lange hat sich der Song in mein Hirn eingegraben, als dass jetzt die präzise Interpretation die Magie verdrängen könnte, die jene unordentlich herumliegenden Bilder wie „when the night shows
the signals grow on radios“
, „the actors gone, there’s only you and me“, „we’ll say goodbye to flesh and blood“ oder „it’ll be those who gave their island to survive“ in meinem Kopf bewirkt haben: Mich zuverlässig von Innen zu wärmen, wenn es draußen mal wieder zu kalt wurde. Dieses Lied schafft es immer wieder mir Trost zu spenden, mich zu beruhigen. Das Tempo ist in der Neuauflage ideal, das Arrangement auf ein Minimum zurück gefahren, und was Peter Gabriel in seine Stimme legt, lässt niemanden mit einem Herz in seiner Brust kalt. Genau wie das Schauspiel von Philip Seymour Hoffman.

Vielleicht ist da auch die Gemeinsamkeit zu suchen, in dem Lied geht es um das „im Gedankenkollektiv“ oder kollektiven Unterbewußtsein untergehen, also genau jenen Effekt, den dieses Lied ganz physisch auf meine Psyche zu haben scheint, wie die Wahrhaftigkeit von PSH Spiel in jeder von ihm verkörperten Figur sofort greifbar wurde. Das würde auch erklären, warum sein Tod nun so viele Menschen gleichermaßen erschüttert, es ist dieses „disturbance in the force„-Gefühl, das uns kurze Zeit spüren lässt, dass wir alle miteinander verbunden sind, und für einen Augenblick näher zusammen rücken lässt. Die nächste Ebbe und damit Trockenzeit kommt bestimmt. Aber heute lassen wir unseren Tränen gemeinsam freien Lauf und stehen zu unserer Trauer.

– – –

PS: Es gibt sogar eine Deutsche Aufnahme dieses Liedes, die man als Skurrilität verbuchen kann, sowie diverse Cover- und Liverversionen dieses Songs auf youtube. Doch mich zieht es immer wieder zu der ganz oben eingebetteten Version zurück.

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