Schlagwort-Archive: Polen

Zehn Minuten Widerstand

Wie 2018 ein Film zum Thema „Widerstand“ an der Willy Brandt Schule in Warschau entstand und in Leipzig uraufgeführt wurde. Anschauen könnt ihr ihn natürlich auch.

Vielleicht erinnert sich jemand an meine Filmgruppe, über die ich vor 18 Monaten schon einmal einen Artikel geschrieben habe? Letztes (und ebenso vorletztes) Jahr hatte ich einmal mehr die Gelegenheit, sie bei einem Projekt begleiten zu dürfen, wenn auch in leicht veränderter Zusammensetzung – worauf ich noch zu sprechen kommen werde.

Ausgangspunkt war ein internationales Schulprojekt der Goerdeler Stiftung zum Thema Widerstand, an der einige deutsche Auslandsschulen teilnahmen, inhaltlich jeweils auf ihr Gastland bezogen. Film war dabei eine (mögliche) Form sich damit zu beschäftigen, und gleichzeitig Beleg der (hoffentlich) gelungenen Auseinandersetzung. Mein eigener Widerstand bestand allerdings gleich zu Anfang in der vor meiner Teilnahme breit diskutierten, reportagehaften Form, mit allem, was einem Filmfan die Augenlider schützend senken lässt: von eingeblendeten Land- und Stadtkarten, Statuen, Denkmälern, historische Plätzen, Voiceover und sehr sehr viel trockener Informationsvergabe war die Rede. Das war sicher pädagogisch wertvoll konzipiert, aber mit Filmsprache, Motivation, Identifikation, Humor oder gar Spannung hatte das rein gar nichts am Hut. Ich sah das jugendliche Publikum bei der Vorführung schon während des Vorspanns wegdösen. Mein Fokus lag darauf, es etwas länger wach zu halten, und daher plädierte ich für einen narrartiven Ansatz, der auf einem persönlichen Zugang der jungen Erwachsenen (zwischen 16 und 18 Jahren) zur polnischen Geschichte basiert: was hat diese mit ihnen zu tun, jetzt, hier und heute? Davon ausgehend lief es dann beinahe wie von selbst.

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Camerimage 2014

Eine Liebeserklärung an das Filmfestival für Kameramänner und Kamerafrauen, sowie alle die es werden wollen schlechthin: Camerimage in Bydgoszcz, Polen. Es ist die 22. Ausgabe, mein zehntes Mal, und Zeit für eine Bilanz, um meiner schleichenden Entfremdung auf den Grund zu gehen.

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Festivalkrimskrams

Dieses Festival ist etwas besonderes. Kein anderes hat eine derart familiäre Atmosphäre, was vielleicht auch daran liegt, das seit jeher Filmstudenten, die sich üblicherweise kein Hotelzimmer leisten können, bei Gastfamilien unterkommen, um dort mit der polnischen Gastfreundschaft konfrontiert zu werden, deren Herzlichkeit eben so rührend, wie reichhaltig an Kalorien ist. So erlebte ich selbst vor mittlerweile 15 Jahren mein erstes Camerimage, damals noch in Toruń, wie auch ein weiteres Mal in Łódź, danach nur noch in Hotels, in denen es fast immer Schwierigkeiten mit der Internetverbindung gab – was sich leider auch aktuell in Bydgoszcz fortsetzt. Seitdem schlafe ich dort zwar immer noch nicht viel mehr, aber verbringe deutlich mehr Zeit im Kino als auf den legendären Partys, die auch schon mal mit gefühlt 50 Studenten auf dem Hotelzimmer von Chris Doyle enden können. Dessen Schnapsnase begegnet man dort alle paar Jahre, und irgendwann hat man sich an seine Punk-Attitüde gewöhnt, und macht einen Bogen um ihn. Am anderen Ende des Spektrums begegnet man vollendeten Gentlemen wie Billy Williams, und seit ein paar Jahren auch Schnitt-Legenden wie Thelma Schoonmaker oder Pietro Scalia.

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